Laugarfell – Rangerstation mit heißem Bad

Ein markanter Gipfel vor dem Vatna-Gebiet

In unseren Reiseführern steht, der Snaefell mit seinen 1833 m sei Islands höchster nicht vergletscherter Berg. Wir sind fast rund um den Stratovulkan gefahren und können dies nicht bestätigen, wir haben mehrere hängende Gletscher und Gletscherzungen gesehen. Auch ohne Caldera wird Snaefell als aktiver Vulkan eingestuft, der zuletzt vor 10.000 Jahren ausgebrochen ist. Auf der Piste F909 sind wir über die Rangerstation hinaus durch viel, wenn auch recht flaches, Wasser bis zum Gletschermassiv gekurvt, kaum ein Jeep ist uns begegnet, aber: zwei Jäger mit einen erschossenen Rentier auf der Pritsche.

 

Hellgrün mischt sich ins öde Graubraun

Im Osten ist das Hochland nicht mehr so karg und kahl. Entlang der Quellen, der kleinen, glasklaren Bäche ziehen sich grell-gelb-grüne Moosbänder. Schön fürs Auge, und für die Kurzschnabelgänse, die rund um den Snaefell ihre Brutplätze haben. Mitte August üben sie in kleinen Gruppen Flugformationen; später ziehen sie etwas weiter südlich, vor allem nach Großbritannien. Für Schafe reichen die grünen Tupfer kaum, für Menschen ist es hier eh unwirtlich. Die Landschaft geht fast unmerklich von fast vegetationslos über in sumpfige Gebiete und Wollgraswiesen.

 

Islands größtes Bauwerk

Wieder im Hochland. Der Karahnjukar-Damm ist 198 m hoch und 700 m lang und kommt auf ein Volumen von 8,4 Mio. cbm Steine zum Bau der Staumauer und einer Membran an der Wasserseite. Fertiggestellt wurde der Damm 2006 – nach anhaltenden Protesten, weil nicht nur Rentiere und Polarfüchse ihr Domizil verloren, sondern auch die sedimentbeladene milchige Brühe jetzt ein Flussbett flutet, in dem ehemals klares Wasser floss. Über 73 km Tunnel werden sechs Turbinen und Generatoren angetrieben, die 700 MW Strom für das Aluminiumwerk in Reydarfjördur liefern.

 

Der Stausee erstreckt sich über 57 qkm und fasst 2100 Mio. cbm Wasser. Seinen höchsten Wasserstand erreicht er im August und speist dann im Jahreslauf die Turbinen. Der Überlauf donnert über eine Rinne in die Hafrahvamma-Schlucht und fließt über den Fluss Jöksula á Dal zum Meer. 90 m stürtzt das Wasser ins Tal und entfaltet an der gegenüberliegenden Felswand eine etliche Meter höhere Gischtfontäne, die sich in der Sonne mit einem Regenbogen schmückt. Von der Staumauer sehen wir ein Stück der imposanten, senkrechten aufragenden Schlucht.

 

Die Rückfahrt ist genauso schön

14.8. Die Sonne strahlt, kleine Wölkchen bevölkern den blauen Himmel. Nach einem Spaziergang zur Drekagil-Schlucht starten wir den Rückweg. Wieder sind zwei Furten zu meistern (plus zwei größere Pfützen), die reißenden Gletscherflüsse Jöskulsa á fjöllum und Kreppa sind zum Glück überbrückt. Über weite Strecken erfreuen wir uns am Blick auf den einsam stehenden Tafelberg Herdubreid mit seinem kecken weißen Häubchen. Kurze Zeit können wir auch den 1833 m hohen Gipfel des Vulkans Snaefell sehen, Islands höchsten gletscherfreien Berg.

 

Die Königin der isländischen Berge

Den ebenmäßigen, völlig allein stehenden Vulkankegel Herdubreid haben die IsländerInnen bei einer Umfrage 2002 zu ihrem Nationalberg erklärt. Imposant ist die „Breitschuldrige“ schon von weitem: über 1000 m ragt sie aus der umgebenden Lava-Hochebene. Entstanden ist der Tafelberg durch einen Vulkanausbruch unter den mächtigen Eismassen während der letzten Eiszeit; nach Abschmelzen der Gletscher stand er einsam in der öden Gegend. Nach den Mythen der nordischen Götterwelt hat Odin hier seine Residenz; auch Asgard, die Burg der Götter aus der Edda wird hier vermutet.

 

In der Askja-Caldera

Mitten im Askja-Vulkansystem

12.8. Wir rumpeln zum Parkplatz, der sich bereits mitten im weitläufigen Askja-Krater befindet – rund 50 qkm überspannt die Caldera, 8 km im Durchmesser, die Ränder ragen 200 bis 400 m in die Höhe. Ein halbstündiger Spaziergang auf bequemem, fast ebenem Weg führt uns an den Rand des Explosionskraters Viti (= Hölle, wieder eine, wegen des intensiven Schwefelgeruchs). Unten badet gerade ein Gruppe ItalienerInnen im milchig-blauen, warmen Wasser. Das sieht zwar schön aus, der Weg hinab (und wieder herauf) ist aber nicht ungefährlich über den lehmig-glitschigen Steilhang.

 

Im grün-blauen See Öskjuvatn würde das Bad nicht so viel Spaß machen, denn mittendrin schwimmt noch (oder wieder?) eine kleine eisige Fläche auf dem zweittiefsten See Islands. Das Panorama ist atemberaubend: schroffe Felsspitzen und schneebedeckte Hänge, die sich im dunklen See spiegeln; rauchende Bergflanken und dampfende Wasserläufe, die sich in den See ergießen; schwarze, rote, gelbe, grau-braune Abhänge, die sich beim Anfassen als federleichte Bims- und Ascheschichten entpuppen. Und über allem liegt eine unglaubliche Stille, die kein Vogel stört.

 

Entstanden die beiden Kraterseen beim verheerenden Askja-Ausbruch 1874/1875, bei dem riesige Aschewolken und enorme Mengen Bimsstein ins Land geschleudert wurden; weite Teile Ostislands wurden damals unbewohnbar und zwangen viele Menschen in die Emigration. Die Auswirkungen dieser Vulkaneruptionen waren auch auf dem europäischen Kontinent zu spüren. Das Askia-Kratersystem liegt inmitten der vulkanisch-aktiven Zone. Nachbarkrater Bardarbunga hat mit dem Holuhraun-Ausbruch in den Jahren 2014-2015 Islands größte Eruption seit 230 Jahren ausgelöst.

 

Lava weit und breit

Der Weg ist das Ziel

11.8. Von den bedrückend schwarzen Ascheflächen über rote und braun-graue Lavastränge bis zu den federleichten, gelben Bims-Auflagen: Allein der Weg zur riesigen Caldera des Askja-Vulkansystems ist die Reise wert - auch wenn der Sprinter ächzt und stöhnt, die querlaufenden Rinnen, dicken Steine und scharfkantige Lava ebenso wie die langen Sandflächen den Fahrer fordern. Bedauernswert sind hier die Radler, die ihre schwer beladenen Velos durch den tiefen Sand schieben müssen und denen bei Sturm die scharfkantigen Bimssteinchen um die Ohren fliegen.

 

Da es an den vergangenen Tagen viel geregnet hat, haben wir nicht die etwas kürzere Tour über die F 88, sondern die längere Strecke über die F 905 und F 910 gewählt; hier gilt es laut Landkarte nur zwei Flüsse zu furten mit aktuell jeweils 40 cm Tiefe; einige zusätzliche Senken waren mit Wasser vollgelaufen. Heleen und Paul aus Holland, die wir in den Westfjorden ein paarmal getroffen haben, sind vor zehn Tagen mit ihrem Autark Runner über die F 88 zur Askja gereist und dabei einen wunderbaren Film über ihre Furt-Durchquerung mit bis zu 70 cm Wassertiefe gedreht. Danke für das Video!

 

Holländischer Autark Runner in der Furt

Mödrudalur - ein Tor zum Hochland

10.8. Wir wollen wieder Hochlandluft schnuppern, aber das Wetter spielt heute nicht mit. Deshalb fahren wir von Mödrudalur, dem höchst gelegenen Bauernhof (469 m), der noch ganzjährig bewirtschaftet wird, über die Straße 901 zum nächsten Schwimmbad. Rundum sehen wir fast vegetationslose, schwarze Aschelandschaft, grüne Flecken gibt es nur unmittelbar an den Bächen; Regenwasser versickert sofort im durchlässigen Untergrund. Beklemmend und zugleich atemberaubend schön. Die eingehauste Tankstelle steht beim Hof Mödrudalur, ist aber leider aktuell nicht in Betrieb.

 

Eine neue Reise