Spaziergang auf der Raudanes-Landspitze

8.8. Sieben Kilometer misst der schöne, bestens markierte Rundweg am Rand der steilen Klippen der Halbinsel Raudanes. Fast senkrecht recken sich die Lavaberge in die Höhe – beste Bedingungen für Nist- und Brutplätze der Seevögel. An der Landspitze entdecken wir einige Tölpel und einen ganzen Felsen voller Lundi-Bruthöhlen, aus denen der Nachwuchs erste Flugversuche unternimmt. Vor der Küste stehen einige bizarre Felsen, teils durch Bögen mit dem Land verbunden, teils durch Vertiefungen unterhöhlt; ein Felsen zeigt übereinander geschichtete Lavaströme.

 

Ganz im Nordosten

7.8. Wir sind am nördlichen Ende Islands, am Leuchtturm Hraunhafnartangi, fast am Polarkreis. Die Halbinsel Melrakkasletta ist flach und sehr einsam, vereinzelt grasen Schafe am Wegrand, Polarfüchse haben ihre Losung auf dem Boden hinterlassen. Hier stehen nur wenige Häuser und noch weniger Bauernhöfe. Am Strand liegen zerrissene Netze und wieder Treibholz aus Sibirien, aber nicht so schön geordnet und gestapelt wie in den Westfjorden. Der nördlichste Leuchtturm der isländischen Hauptinsel trotzt dem Wind, die Grassodenhütte und eine Wellblechbude daneben verfallen.

 

Raufarhöfn ist auch einer dieser im 20. Jh. schnell gewachsenen Heringsverarbeitungsorte, die nach Ausbleiben der Fischschwärme genauso schnell wieder verlassen wurden; rund 180 EinwohnerInnen sind geblieben. Auf dem Hügel über dem nördlichsten Ort Islands soll ein arktisches Stonehenge, ein mythologischer Sonnenkalender entstehen. Die Steinbögen zeigen die Himmelsrichtungen, dazwischen sind Figuren für Wochen und Monate geplant. Vom Südbogen durch die 10 m hohe Steinskulptur im Zentrum und den Nordbogen kann man gut den Lauf der Mitternachtssonne verfolgen.

 

Der Hufabdruck von Odins Pferd

Wir rumpeln über die Straße 862 nach Asbyrgi. Die Landschaft wird vegetationsreicher, grün wird zur dominierenden Farbe. Am Ende der trockengefallenen Schlucht spazieren wir sogar durch ein richtiges Birkenwäldchen, hufeisenförmig eingefasst von 100 m hohen Felswänden, mit einem Bergrücken in der Mitte. Der Sage nach soll hier Odins achtbeiniges Pferd seinen Fußabdruck hinterlassen haben. Geologen dagegen meinen, hier seien zwei Wasserfälle durch zwei Schluchten geflossen, die durch rückschreitende Erosion vereint wurden. Gletscherläufe haben das Flussbett 3 km nach Osten verlegt.

 

Schlammfarbene Wassermassen

6.8. Der Gletscherfluss Jökulsa á Fjöllum entspringt im Vatnajökull und schwemmt auf seinem gut 200 km langen Weg 23.000 Tonnen schlammiges Material ins Meer. Entsprechend grau-braun ist auch seine Farbe, wenn er die Basaltkanten der berühmten Wasserfälle überspringt. Der Selfoss imponiert mit seiner Form - über mehrere hundert Meter Breite, der hintere Teil ein fast runder Kessel, stürzt die Brühe 10 m in die Tiefe. Beim Dettifoss beeindrucken die Wassermassen, Gischt und Getöse – 45 m donnert das Wasser in die Tiefe, 200 cbm jede Sekunde – der wasserreichste Wasserfall Europas.

 

Eine neue Reise