Hekla + Eyjafjallajökull: Simulation und Natur

Auf der Spitze eines gigantischen Hotspots

12.6. Wir haben Glück: Heute ist erster Besuchstag im nagelneuen Lava-Zentrum in Hvolsvöllur. Mit unseren Eintrittskarten Nr. 10 und 11 wandern wir durch die multimediale und interaktive Ausstellung, die unser Verständnis der vulkanischen und tektonischen Prozesse in Island erweitert. Besonders eindrucksvoll war der Saal mit Panoramablick auf fünf große Vulkansysteme, mit simulierten Eruptionen und Zusatzinfos, die spielerisch aktiviert werden müssen. Unglaublich auch der Film über Vulkanausbrüche der jüngsten Vergangenheit – und die traditionelle Fleischsuppe.

 

Skogar-, Seljalands-, Gljufrabui, Gjar-, Hjalparfoss

Zeitreise in Islands Vergangenheit

11.6. Skogar überrascht mit viersprachigen Erklärungen im Freilichtmuseum. Wir haben viel erfahren über das Leben unter Grassodendächern, über die praktische Hausaufteilung mit Kuhstall unten und Wohnräumen darüber, über den Hausbau aus Treibholz; die meisten Häuser wurden bis in die 1970er-Jahre bewohnt. Das neue Museumsgebäude versammelt viele Gegenstände rund um Landwirtschaft und Handwerk, Fischfang und Seefahrt, Fahrzeuge und Fernmeldewesen. Interessant für RaucherInnen: ein wasserdichter Tabaksbeutel aus dem Hodensack eines Widders.

 

Am Solheimar-Gletscher

Unsere vierte Gletscherzunge, Teil des Myrdalsjökull, erreichen wir über eine kurvenreiche, aber neu asphaltierte Stichstraße. Die Auswirkungen des Eyjafjallajökull-Ausbruchs von 2010 sind noch gut zu sehen: Auf dem Gletscher lagern Aschetürme, der untere Bereich ist ganz schwarz. Gekalbte Eisberge sind oben /außen Asche-bedeckt, und schimmern unten /innen weiß und bläulich, wie wir das kennen. Da man am Solheimarjökull leicht bis ganz an die Gletscherzunge rankommt, sehen wir viele Wandergruppen, die, geführt und mit Pickel und Steigeisen ausgerüstet, das Eisfeld erklimmen.

 

Lundi und brütende Seeschwalbe

Zu Füßen des Myrdal-Gletschers

9.-10.6. Wahrzeichen von Vik i Myrdal sind die Basaltzacken des Reynisdrangar – natürlich versteinerte Trolle, die nicht schnell genug vor den ersten Sonnenstrahlen fliehen konnten. Vik ist die südlichste Ortschaft Islands, der südlichste Zipfel liegt beim Felstor am Kap Dyrholaey. Daneben ein wunderschöner, wild umtoster schwarzer Strand mit Tuff- und Gesteinsbrocken, an dem sich bei Wind und Flut Monsterwellen aufbauen. Über den hohen Basaltfelsen, den Höhlen mit Basaltstalagtiten, nisten unzählige Seeschwalben, Raubmöwen und auch Papageientaucher.

 

Nur für die Mädels

Die Katla grummelt immer wieder

Unter dem Gletscher Myrdalsjökull schlummert einer der aktivsten und gefährlichsten Vulkane Islands: Katla ist in den vergangen Jahrhunderten jeweils nach 40 bis 80 Jahren ausgebrochen – bis 1918. Damals vergingen nur wenige Stunden zwischen dem ersten Beben und der sichtbaren Aschewolke und den verheerenden Gletscherläufen, die mit Lava, Sand und Geröll die Küstenlinie 4 km ins Meer verschoben. Seitdem grummelt Katla und lässt die Erde beben, schickt kleine Gletscherläufe ins Land. Ein Ausbruch ist überfällig – aber bitte nicht gerade jetzt.

 

Auf der 205 rund um Eldhraun

Kirchenfussboden bei Klaustur

8.6. Naturkatastrophen durch Vulkanausbrüche und Gletscherläufe haben die Landschaft und das Leben der Menschen auch in Kirkjubaejarklaustur geprägt. 1783 explodierte die Lakispalte und ergoss eine ungeheure Menge Lava aus rund hundert neuen Vulkankegeln. Die Lava verschüttete viele Höfe, verwüstete das Land. In Klaustur hielt der Pfarrer eine „Feuerpredigt“, nach der die Lava ihre Richtung änderte und die Kirche verschonte. Der „Kirchenfußboden“ stammt aus einem viel älteren Vulkanausbruch; sechseckige Basaltsäulen, von Gletschern und Brandung glatt poliert, bilden hier ein großes Mosaik.

 

Von Gletscherläufen und Geröllwüsten

7.6. Das Denkmal aus den beiden verbogenen Stahlträgern erinnert an den Gletscherlauf 1996: Der Ausbruch des Vulkans Bardarbunga, im nördlichen Bereich des Vatna-Gletschers gelegen, brachte enorme Eismassen zum Schmelzen, die dann zusammen mit Lava und Geröll an die Küste stürzten. Bis zu 50.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schossen über den Sander, zerstörten viele Kilometer Ringstraße und auch die große Brücke über die Skeidara, von der die Stahlteile stammen. Die große Schwemmlandebene (= Sander) ist in ihrer schwarzen Trostlosigkeit durchaus sehenswert.

 

Zum schwarzen Wasserfall

7.6. Wir sind nicht allein im Skaftafell-Gebiet. Wie mühen uns auf breiten Wegen den Hügel hoch, kommen an zwei kleineren Wasserfällen vorbei, und dann schärft sich der Blick auf Svartifoss: Viel Wasser kommt hier nicht vom Berg, aber die Kulisse ist traumhaft schön. Vor einer Wand aus regelmäßig geformten, schwarzen Basaltsäulen stürzt der Bach in die Tiefe – ein Fotomotiv par excellence. Unten im Bachbett liegt ein Teil der sechs- bis achteckigen Säulenbruchstücke – immerhin noch 80 - 100 cm im Durchmesser. Wir klettern drauf rum, bis zur Absperrung.

 

Der Fjalla-Gletscher bringt Sedimente mit

Volles Leben am Jökulsarion

Über Piste zum Heinaberg-Gletscher

Das Zentrum des Hummerfangs

5.6. Höfn ist eine junge Stadt, entstanden um 1900 rund um eine Handelsstation und den geschützten Naturhafen. Richtig aufgeblüht ist der Ort erst nach der Fertigstellung der Ringstraße 1974, wodurch der Anschluss an den Westen Islands hergestellt wurde. Heute wird Höfn vermarktet als „Lobster Capital of Island“. Auch wir können uns dem Hype nicht ganz entziehen und wählen eine Hummersuppe mit Baguette und Salat. Aber erst nach einem ausführlichen Stadtrundgang mit Hafenbesichtigung, Museumsbesuch und Spaziergang auf dem Planetenweg.

 

Höfn ist für uns das Tor zum Vatnajökull-Nationalpark. Vom Seefahrerdenkmal am Westende des Hafens genießen wir den Blick über den Hornafjördur auf die Eiswelt: Vermutlich sind dies von links nach rechts die Gletscherzungen Skalafellsjökull, Heinabergjökull und Flaajökull, allesamt Ausläufer des riesigen Vatnajökull (= Wassergletscher), der mit 8100 qkm fast dreimal so groß ist wie alle Gletscher der Alpen zusammen. Der Wassergletscher ist zugleich auch eine riesige Wasserscheide: Im Süden gibt es bis zu 8000 mm/Jahr, im Norden nur 400 mm/Jahr Niederschlag (haben wir gemerkt!).

 

Eine neue Reise