Auf der Ruta National 40

Wir sind zwar immer noch in Patagonien, hier wird die Landschaft aber hügeliger, die ersten schneebedeckten Berge der Anden zeigen sich. Wir fahren auf der legendären Ruta 40, der mit 5301 km längsten Nationalstraße Argentiniens. Weite Teile sind inzwischen asphaltiert, doch manche „alte“ Straßenabschnitte sind nach wie vor bestens ausgefahrene Piste, auch mal Waschbrett oder mit tiefen Schlaglöchern. Wir rumpeln einfach drüber weg.

 

Am Lago Buenos Aires

Der See an der argentinisch-chilenischen Grenze hat zwei Namen: Lago Buenos Aires heißt er hier, drüben in Chile nennt man ihn Lago General Carrera. Mit 2240 qkm ist er nach dem Titicacasee der zweitgrößte See in den Anden. Heute trägt er Schaumkrönchen unter dem bedeckten Himmel. Nach einem Einkaufsstopp in Perito Moreno fahren wir rund 50 km am Südufer entlang Richtung chilenischer Grenze.

 

Von Los Antiguos sind es nur 4 km bis nach Chile. Das kleine Touristenzentrum hat ein für Patagonien warmes Mikroklima; hier wachsen Kirschen und allerlei Beeren. Das milde Klima nutzten bereits die Tehuelche, die hier gerne ihren Lebensabend verbrachten. Auch heute bietet Los Antiguos sportliche Ertüchtigungsgeräte für Jung und Alt, dazu Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen, Fischen und Bootsausflüge sowie Skifahren im Winter. Zum Schwimmen ist das Wasser zu kalt.

 

Die Höhle der Hände am Rio Pintura

Bei der Estancia La Angostura

15.12. Rundum ist kahle Steppe, nur in der Schwemmebene des Rio Chico hat sich fruchtbare Erde angelagert. Die Estancia La Angostura ist ein richtiges Tierparadies mit Flamingos, Magellan-Gänsen und Hühnern an den Lagunen, mit Pferden, Rindern und Schafen auf den Weiden. Strom gibt’s von Solar-Paneelen und zwei Windrädern (eines hat allerdings der patagonische Wind gefällt). Wir übernachten in dieser Idylle. Zuvor allerdings gibt es unser erstes zünftiges Asado.

 

Leckeres Schaf vom Grill 

Durch die westpatagonische Steppe

Jetzt wird es richtig einsam. Auf den nächsten 400 km Richtung Süden und 200 km Richtung Osten gibt es nur vereinzelte Schaffarmen. Tres Lagos war das letzte richtige Dorf an der Ruta 40, mit Polizeiposten und Funkstation, Supermarkt, Grundschule, Spielplatz, Kirche, Museum, ein paar Wohnhäusern sowie einer Tankstelle etwas außerhalb. Herrscher der Steppe sind hier die Guanacos, die in kleinen Herden umherstreichen.

 

Wunsch und Wirklichkeit am Fitz Roy-Massiv

El Chalten - die Hauptstadt des Treckings

16.12. Ein sonniger Tag, den wir für eine Wanderung zum Aussichtspunkt auf den Cerro Torre nutzen. Es geht stetig bergauf, über Stock und Stein und durch Südbuchenwälder. Nach dem Regen gestern werden wir heute mit einem grandiosen Blick auf den Cerro Torre und rechts daneben Torre Egger und Punta Herron belohnt. Die 3128 m hohe, steil aufragende und Orkan-umtoste Granitnadel galt bis in die 1950er-Jahre als „unmöglicher Berg“. Inzwischen sind auch die Huber-Buam hinaufgeklettert.  2013 hat der Österreicher David Lama als erster Freikletterer den Cerro Torre bestiegen.

 

Die Kapelle steht zur Erinnerung an die Bergsteiger, die im Fitz Roy-Massiv, am Cerro Torre oder anderen Granitnadeln in der Gegend ums Leben gekommen sind. Auf einer Tafel sind ihre Namen verzeichnet, auch der des Österreichers Toni Egger, dem gemeinsam mit  Cesare Maestri 1959 die Erstbesteigung gelungen sein soll und danach abgestürzt ist. Manche bezweifeln, dass die beiden auf dem Gipfel waren. Als erste anerkannte Besteigung des Cerro Torre gilt  die von Casimiro Ferrari geleitete Expedition 1974.

 

Südbuchen, Blüten und Eulen

Rast am Rio La Leona

17.12. La Leona (= Pumaweibchen) ist der Abfluss des Lago Viedma, über den das Fitz Roy-Massiv erschlossen wird; er fließt in den Lago Argentino, in den etliche Gletscher kalben. Seine hell-türkise Farbe erhält der Flusslauf durch Sedimente aus den Gletscherregionen. Da wollen wir hin! Ausgangspunkt für unsere Katamaran-Tour auf dem Lago Argentino und die Busreise zum Perito Moreno-Gletscher ist El Calafate.

 

In der Welthauptstadt der Gletscher

Mit dem Schiff zum Upsala-Gletscher

18.12. Gleich drei Gletscherzungen ergießen sich hier in den Lago Argentino. Der Upsala-Gletscher ist einer der größten Gletscher des patagonischen Eisfeldes. Durch Wind- und Wasserkraft lösen sich regelmäßig riesige Blöcke von der knapp 60 m hoch aufragenden Abbruchkante (und dem 130 m tiefen Gletscherteil, das unter Wasser liegt). Sie treiben als haushohe Schollen über den 2-5 Grad kalten See; bis sie völlig schmelzen, können Jahre vergehen. Die Einbrocken leuchten in allen blau- und türkis-Schattierungen bis hin zu milchigem weiß.

 

Zur Zunge des Spegazzini-Gletschers

Der Spegazzini-Gletscher kalbt wohl nicht so ausgiebig; deshalb kommen wir mit dem Katamaran deutlich dichter als beim Glaciar Upsala an die Abbruchkante ran. Und die ist riesig breit und bis 120 m hoch. Dahinter hält er 25 km weit die Verbindung zum patagonischen Eisfeld, das ihn speist. Wie die meisten Gletscher ist auch der Spegazzini auf dem Rückzug. Es ist ein großartiges Erlebnis, in unserer kleinen “Nussschale“ der eisigen Front so nah zu sein. Leider wird das Wetter immer schlechter, es beginnt zu regnen.

 

Der Perito Moreno macht Lärm

19.12. Der Perito Moreno ist der einzige patagonische Glaciar, der noch wächst. Wir spazieren einen Tag lang gegenüber der 50 – 80 m hohen Gletscherwand und bestaunen die abbrechenden Eisbrocken. Der Gletscher seufzt und stöhnt, pfeift und brüllt. Es klingt wie Peitschenknallen, Kanonendonner oder Schüsse, wenn ein Stück abbricht. Aktuell ist er wieder mit der Magellan-Halbinsel zusammengewachsen; das Eis im Durchfluss zum Lago Argentino sorgt dafür, dass das Wasserniveau im Nachbarteich rund 5 m höher liegt.

 

Erinnerung an zwei Flugpioniere

Das Denkmal erinnert an den tragischen Tod der deutschen Flugpioniere Kapitän Günther Plüschow und Flugmechaniker Ernst Dreblow. Mit ihrem Wasserflugzeug „Silberpfeil“, einer  Heinkel HD 24 W, flogen sie als erste Menschen über die Darwin-Kordillere auf Feuerland, das Kap Hoorn und die Torres del Paine in den patagonischen Anden. Am 28. Januar 1931 stürzten sie in einen Seitenarm (Brazo Rico) des Lago Argentino. 1929 - 1931 hatten sie  ihren Stützpunkt in Bahia Tsingtau am Lago Sarmiento im Paine-Gebiet; auch dieses Denkmal besuchen wir.

 

Auf der Ruta 40 Richtung Chile

20.12. Die legendäre östliche Andenroute ist weitgehend asphaltiert. Aber unser Fahrer nimmt die Abkürzung über die alte Ruta 40 – eine schöne Piste. Rechts und links die endlose Weite der Steppenlandschaft. Ab und zu eine kleine Guanaco-Herde, ein paar Schafe oder flüchtende Nandus. Am Lago La Esperanza ein paar Wasservögel, Enten, Schwäne. Eine kleine Estanzia mit Solar, SAT- und Funkantenne, 1 Haus, 1 Stall, 1 Nebengebäude. Bis Mittag ist uns einAuto begegnet.

 

An der argentinisch-chilenischen Grenze

Grenzkontrolle - die kennen wir ja fast nicht mehr. Die Ausreise an der Grenzstation Rio Gallegos am Paso Internacional Don Guillermo geht nicht so fix: Wir kommen um 11.40 Uhr an und stellen uns erst mal in die Warteschlange hinter einen anderen Reisebus, etliche Ausflugs-Kleinbusse und ein paar Privatautos. Um 13.00 Uhr haben wir die Ausreiseformalitäten erledigt und fahren Richtung Chile. Dort kommen dann die Einreiseformalitäten.

 

Eine neue Reise