Silvester am Yelcho-See

31.12. Lago Yelcho ist einer dieser malerischen Seen, eingebettet in die Gebirgslandschaft der Anden, an dem man die Seele baumeln lassen kann; der Campingplatz ist hervorragend ausgestattet. Wir stoßen um 20.00 Uhr mit dem Nationalgetränk Pisco Sour auf das neue Jahr an, das gerade in Mitteleuropa begonnen hat. Als Vorspeise gab’s Schmalzgebäck mit scharfer Soße, dann Blattsalat mit Rote Bete und Mais. Beates Asado war leider nicht so toll – harte, verbrannte Schuhsohle mit Wurst an Kartoffeln. Der Kuchen zur Nachspeise war lecker, ebenso wie der chilenische Wein.

 

Nach Chaiten und auf die Fähre

1.1.2016 Das neue Jahr begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Wir starten früh und fahren am Rio Yelcho entlang, dem Abfluss des gleichnamigen Sees. Nach Osten erblicken wir die Anden-Kordilleren. Richtung Norden liegt der Parque Pumalin (= „Ort, wo der Puma wohnt“), ein Naturschutzprojekt des US-amerikanischen Multimillionärs Douglas Tompkins. Wie es mit dem größten privaten Naturschutzgebiet der Welt weitergeht, bleibt spannend, nachdem Tompkins im Dezember 2015 nach einem Kanu-Unfall in Patagonien an Unterkühlung gestorben ist.

 

Der Vulkan Corcovado (2300 m) ragt als markanter, fast ebenmäßiger Kegel in der Ferne auf. Er liegt in der Nähe des Städtchens Chaiten am Golf von Corcovado, gegenüber der Insel Chiloe. Die Asche zu seinen Füßen bezeugt die vulkanisch sehr aktive Zone der südamerikanischen Anden-Kordilleren. Die Verwüstungen durch Asche, Geröll und Schlamm allerdings stammen nicht von diesem imposanten Vulkankegel – der letzte große Ausbruch des Corcovado war im Jahr 1835.

 

In jüngster Zeit Asche gespuckt hat der Vulkan Chaiten (1122 m): 2008 ist der als erloschen geltende Vulkan ausgebrochen und hat weite Teile des 5000-EinwohnerInnen zählenden Ortes Chaiten zerstört. Auch wenn das Städtchen zum Teil wieder aufgebaut wurde und ein Teil der Bevölkerung zurückgekehrt ist, sind immer noch Spuren der Verwüstung sichtbar. Als Folge des Vulkanauswurfs ist die Bucht verlandet; die frühere Uferstraße liegt jetzt ein paar hundert Meter im Land. Seit 2015 ist der Chaiten wieder seismisch aktiv, wie die Rauchwölkchen belegen.

 

Rückwärts auf die Fähre: Präzisionsarbeit

Vulkane wie aus dem Bilderbuch

Wir starten pünktlich zu unserer neunstündigen Überfahrt von Chaiten nach Puerto Montt. Der spiegelglatte Golf von Corcovado geht langsam in den ruhigen Golf von Ancud über; im Westen schützt uns die Insel Chiloe vor den rauen Wellen des Pazifiks. Im Osten bewundern wir die Anden-Kette mit ihren markanten Vulkankegeln: Noch lange sehen wir die Spitze des Corcovado. Dann folgt der mächtige, schneebedeckte Vulkan Viedma. Der rauchende Calbuco ist erst vor wenigen Monaten ausgebrochen. Der Osorno mit seiner ebenmäßigen weißen Spitze wirkt wie ein Bilderbuch-Vulkan.

 

Endlich Leben auf dem Campingplatz

In Puerto Varas am schönen LLanquihue-See haben viele Einheimische den warmen, sonnigen Neujahrstag genossen und sind mit Kind und Kegel, mit Holzstühlen, Tischen und Monster-Grill zum Baden gefahren. Auf dem Camping müssen wir warten bis die ersten Tagesgäste abgefahren sind, damit das 23 m lange Rotel einparken kann. Doch dann bleibt noch genügend Platz für die kickenden Jugendlichen und spielenden Kinder, die schwatzenden Damen, grillenden Herren und kläffenden Hunde. Nachts fahren die meisten Familien nach Hause, die Feten halten sich in Grenzen.

 

Deutsche Spuren in Puerto Montt

2.1. Die Kathedrale an der Plaza de Armas ist das älteste Gebäude von Puerto Montt und ganz aus Alerce-Holz gebaut. Im Inneren wirkt sie hell und aufgeräumt mit ihren weißen Holzsäulen und der blau gestrichenen Decke. Sie steht etwas verloren zwischen den modernen Einkaufstempeln und Bürotürmen, die sich in den Himmel recken. Gegenüber auf der Mole treibt ein Riesenfußball; er erinnert an die Fifa-U 17-Weltmeisterschaft 2015, bei der Puerto Montt zu den Austragungsorten gehörte.

 

Das bronzene Denkmal erinnert an die deutschen Einwanderer: Der Einheimische zeigt der Kolonisten-Familie den Weg ins Land, das wohl früher noch dicht mit Urwald bestanden war. Die ersten Familien trafen am 28. November 1852 mit dem Schiff „Susanne“ hier ein. Eine Gedenktafel nennt die Namen der neuen Siedler aus Sachsen, Hessen, Schlesien und Preußen. Beim Spaziergang durch den Ort entdecken wir manche deutsch-klingende Namen an Geschäften – und natürlich das Gebäude des Deutschen Vereins, der am 2. Mai 1860 hier gegründet wurde.

 

An Kunsthandwerksständen vorbei schlendern wir zu den Markthallen beim Fischereihafen in Angelmo. Die Souvenirstände bieten Fabrik-Einerlei aus Wolle, Holz, Keramik und leider keine schönen Postkarten. Dafür sind Obst und Gemüse, Fisch- und Fleischwaren überaus vielfältig. Hier merkt man, dass Kartoffeln aus Südamerika stammen – es gibt sie in vielen Farben und Formen, lose und frisch vom Acker. Die Fischabfälle landen im Hafenbecken und ernähren die fetten Seelöwen.

 

Pescados y Mariscos

Hier nun endlich kommen die Freundinnen und Freunde von Fisch und Meeresfrüchten voll auf ihre Kosten. Der kalte Meeresstrom vor der chilenischen Küste ist sehr nährstoffreich, sodass die Miesmuscheln handgroß ausfallen und auch die Seefische riesig geraten sind. Einige Muschel-Tiere haben ein merkwürdiges Aussehen, bewegen sich in ihren riesigen Schalen. Zu den Spezialitäten zählen auch getrocknete Muscheln und getrocknete Stränge aus Algen. Wir testen Ceviche, eine Speise aus rohen Muscheln mit Zwiebeln und Limonensaft.

 

Quer durch die chilenische Küche

Bruno probiert Curanto, einen Eintopf aus verschiedenen Muschelsorten, angereichert  mit Hühnerfleisch, einer Wurst, Kartoffeln und einem Stück Schmalzgebäck. Die Riesenportion ist zwar mit Arbeit verbunden, schmeckt aber köstlich.

 

Beate wählt Paila Marina, einen Muschel- und Fischtopf. Das ist kein dünnes Süppchen, sondern eine Terrine voller Muschelfleisch und Fischstücken, angereichert mit Gemüse und einem Kopf aus Koriander - lecker.

 

Bruno nimmt einen Merlusa mit Sahnesoße, Mais und Champignons, zart gegart und serviert in der Folie.

 

Beate kann sich für Salmon a lo Pobre begeistern: Eine Riesenportion Lachs mit zwei Spiegeleiern und Pommes bis zum Abwinken.

 

Auf nach Chiloe

Nachmittags erreichen wir nach kurzer Fährfahrt die Insel Chiloe. Unser Übernachtungsplatz liegt an einer malerischen Bucht bei Ancud, mit riesigem, kilometerlangem Strand und schönem Blick auf einen Vogelfelsen. Entspannung ist angesagt, Faulenzen in der Sonne, eine kleine Wanderung durch die Dünen zum Meer, während die Wäsche im Wind trocknet.

 

Die Hauptstadt der Provinz Chiloe

3.1. Castro ist die älteste Stadt der Insel Chiloe und seit ihrer Gründung 1567 ununterbrochen bewohnt. Als Hommage an die (spanischen) Gründungsväter und (chilenischen) Freiheitskämpfer steht dieses Denkmal im Stadtzentrum, das mit seinen bunten Schindelhäusern, der Kathedrale aus Alercenholz und natürlich den Pfahlbauten beeindruckt. Begeistert sind wir auch von der Kartoffel-, Fisch- und Algenvielfalt sowie den Ständen mit Mützen, Käse und Strick-Püppchen in den Markthallen.

 

Rund 150 Kirchen wurden bis Anfang des 20. Jahrhundert auf der Insel Chiloe gebaut, alle aus heimischem Alercenholz und kunstvoll mit Holzschindeln oder bunt bemaltem Blech verkleidet. Bei unseren Fahrten über die Insel haben wir einige besichtigt: Die Kirche von Nercon (links) ist eine der 16 Holzkirchen, die die UNESCO als Weltkulturerbe verzeichnet hat.

 

Eine echte Schönheit ist die Kathedrale von Castro, ein riesiger, heller Alerce-Bau von 1906, innen mit lebensgroßen Heiligenfiguren, außen mit dünnem Blech verkleidet. Auch die Reste des Schindelkreuzgangs nebenan sind sehenswert.

 

Die Palafitos von Castro

Ursprünglich boten die Stelzenhäuser im Niemandsland zwischen Ebbe und Flut armen Fischerfamilien eine Heimstatt. An der Mündung des Gambos-Flusses wie an der Seeseite am Nordende von Castro konnten die Boote bei Flut direkt festmachen und ihren Fang nach Hause bringen. Bei Ebbe stehen die Pfahlbauten auf dem Trockenen. Heute sind die bunten Palafitos nicht nur von außen eine Touristenattraktion, sie werden auch zu urigen Kneipen und komfortablen Ferienwohnungen umgebaut.

 

Das Tor zum Chiloe-Archipel

Ancud, die zweitgrößte Stadt der Insel Chiloe, wurde 1767 von spanischen Siedlern und Soldaten gegründet. Von den Ruinen der Festung gleitet der Blick über die Einfahrt zum Golf von Ancud und den Insel-Archipel - und bietet damit beste Verteidigungsmöglichkeiten der Inselwelt. Das spanische Wappen mit den vereinigten Königreichen von Kastilien, Aragon, Leon und Navarra sowie die Lilie für Andalusien und die Säulen des Herkules zieren auch nach der Unabhängigkeit Chiles das Denkmal.

 

Angeblich liegen die Niederschlagsmengen im Chiloe-Archipel bei 2200 bis 3000 mm pro Jahr. Das ist eine ganze Menge (Berlin hat rund 500 mm Regen p.a.). Wir hatten das Glück, dass kaum ein Regentropfen fiel, der Himmel war meist strahlend blau, der Wind hielt sich in Grenzen. Dafür war die Sicht von den Hügeln auf die Bucht und die Stadt Ancud unvergleichlich schön. Mit der Insel-Idylle könnte es schon bald vorbei sein: Ab 2019 soll eine vierspurige Brücke den Canal de Chacao überspannen und Chiloe mit dem Festland verbinden.

 

Zurück auf dem chilenischen Festland

4.1. Auch Puerto Varas wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von deutschen Siedlern gegründet, deutsche Namen entdecken wir fast überall. Auch deutsche Worte, die in die Alltagssprache eingegangen sind, wie etwa Kuchen oder Strudel. In der Innenstadt schlendern wir an schönen Holzschindelhäusern vorbei, hinauf zur Sagrado-Corazon-Kirche; sie wurde 1915 im Stil des Monumentalbarock ganz aus Holz errichtet. In der Hauptsaison soll hier der Bär steppen; Anfang Januar genießen wir die ruhige Kleinstadt-Atmosphäre.

 

Im Perez-Rosales-Nationalpark

Auf der Fahrt zum Lago Todos los Santos (Allerheiligensee) sehen wir die Schutt- und Aschespuren des 2015 ausgebrochenen Vulkans Calbuco. Am Straßenrand türmen sich die Lavahaufen. Eine Furt  mit kleinem Steg führt uns durch das Flussbett; die zerstörte Brücke wird gerade wieder aufgebaut. Im Abfluss des Allerheiligensees türmen sich alte und junge Lavabrocken zu Stromschnellen, am Ufer waten wir durch grau-braun-schwarze Asche und flüchten vor den riesigen, bissfreudigen Bremsen. Die Saltos de Petrohue (Petrohue-Wasserfälle) sind leider geschlossen; nach dem Vulkanausbruch muss die Infrastruktur erneuert werden.

 

Noch gut 2000 km bis Santiago

5.1. Ein schöner Sonnenaufgang am Vulkan Osorno. Wir reisen durch die Längstalsenke Chiles. Es wird wärmer, die Kordilleren schützen vor den stürmischen Westwinden. Die herrliche Parklandschaft gleitet am Bus vorbei. Kleine Siedlungen wechseln ab mit fruchtbarem Land, Getreidefelder, Obstplantagen und Viehweiden, Heuballen auf den Wiesen. In den Hausgärten gedeihen Kartoffeln, Mais, Stangenbohnen und Salate. Wo früher Araukarien-Urwälder das Land überzogen, stehen heute Eukalyptus und Pinien in Reih und Glied.

 

Wir fahren auf der Ruta 5, der Hauptroute der Panamerikana, Richtung Norden. Sehr mythisch allerdings ist sie hier nicht mehr: Von Puerto Montt über Chiles Hauptstadt Santiago bis Caldera im Kleinen Norden, der III. Region de Atacama, zieht sie sich als vierspurige, bestens ausgebaute Autobahn. Da an der Autobahn Menschen wohnen und auch der Busverkehr über die Schnellstraße läuft, gibt es in allen Dörfern aufwändige Fußgängerüberwege mit barrierefreien Rampen für Räder und Rollis.

 

Mittagspause in Valdivia

Die Gegend von Valdivia war ein beliebter Schlupfwinkel für Piraten, bevor ab etwa 1850 deutsche Siedler angeworben wurden. Die Neusiedler erhielten vom chilenischen Staat ein Stück Land, die ersten Werkzeuge und Saatgut sowie 15 Jahre Steuerfreiheit; sie mussten sich dafür nur hier ansiedeln und das Land urbar machen. Nach Valdivia kamen vor allem Handwerker, wenige Bauern, einige Akademiker. Sie trieben Handel mit Valparaiso und genossen das Leben, das hier nicht so schwierig war wie weiter südlich.

 

Viele deutschstämmige Einwanderer waren glühende Verehrer Kaiser Wilhelms. Nach dem Ersten Weltkrieg haben sie sich erst mal abgeschottet. Trotz Deutschtümelei und Hitler-Verehrung wurden die zahlreichen jüdischen Immigranten schnell assimiliert. Erst ab den 1960er-Jahren haben sich die Alt-Deutschen geöffnet und mit der chilenischen Bevölkerung vermischt. Beleg für die besondere Beziehung zwischen Chile und Deutschland ist auch die Tatsache, dass Familie Honecker nach dem Zerfall der DDR Asyl in Chile erhielt; Margot Honecker lebt in Santiago.

 

Die Gegend rund um Valdivia ist sumpfig, unzählige kleine Seen bieten ein Eldorado für Vögel, die Straße verläuft auf einem Damm. Entstanden ist diese Wasserlandschaft erst vor wenigen Jahrzehnten – erdgeschichtlich ein Wimpernschlag. Im Mai 1960 erschütterte ein Erdbeben mit einer Stärke von 9,8 auf der Richterskala die chilenische Küste, zahlreiche Städte wurden stark zerstört. Nördlich und südlich von Valdivia hat sich die Erde um 2,5 bis 3 m gesenkt. Es ist übrigens immer noch Weihnachtszeit; die erwachsenen Krippenfiguren rätseln, was in ihrer Mitte fehlt.

 

Die Touristenorte Villarica und Pucon

Der Vulkan Villarica mit seiner klassischen Kegelform und der kleinen Rauchfahne, die nachts rot erglüht, zieht alle Blicke auf sich. So ist es kein Wunder, dass die Städte Villarica und Pucon am Villarica-See sich zu gern besuchten touristischen Zentren Chiles entwickelt haben. Wir nächtigen auf dem Camping Parque la Poza in Pucon und schlendern den kurzen Weg ins Zentrum. An der Hauptstraße Avenida O’Higgins reihen sich Andenkenläden an Restaurants an Reiseagenturen für Boots-, Drachen-, Flug- und Sprung-Events; das Städtchen ist voller internationaler Gäste.

Im Mapuche-Zentrum Temuco

6.1. Temuco, die Hauptstadt der Region La Araucania, ist eine geschäftige Großstadt mit Banken, Versicherungen, Einkaufspalästen sowie einer wunderschönen Markthalle mit Lebensmitteln und Kunsthandwerk der Mapuche, mit zahlreichen Kneipen und Garküchen. Die Kathedrale wurde erst nach dem verheerenden Erdbeben von 1960 gebaut: ein modernes, Licht durchflutetes Gebäude mit schlichtem Innenraum – und einem Glockenspiel auf dem Bankenhochhaus nebenan; netter Glockenturm.

 

Auf der Plaza Anibal Pinto erhebt sich ein bemerkenswertes Denkmal, eine Hommage an die Region Araukania: Auf der Spitze schlägt Machi, eine Mapuche-Schamanin, die Trommel; links erinnert ein Soldat an den Pazifik- und Salpeterkrieg; rechts steht der Entdecker und Chronist Alonso de Ercilla; die Rückseite ziert ein säender Bauer als Symbol für die Kolonialisierung; der Mapuche mit dem Speer im Vordergrund ist Kallfulifan (Caupolicán), ein Symbol für den Anführer einer Revolte gegen die Spanier im 16. Jahrhundert (nachdem er zuvor im Haushalt von Pedro de Valdivia und Ines de Suarez die spanische Lebensart und Kriegsführung erkundet hatte).

 

Temuco ist das Zentrum der Mapuche-Indianer, die im Gebiet zwischen dem Rio Biobio und Puerto Montt seminomadisch lebten. Früher waren sie in losen Familienverbänden organisiert, fünf-sechs Familien bildeten eine Gruppe. Das machte es für Eindringlinge so schwierig, die Araukaner zu besiegen, denn unterlegen waren nur ein paar Familien, nicht das ganze Volk. Eine territoriale Führung wurde erst aufgebaut /gewählt zur Verteidigung gegen die Angriffe der Inkas /Quechua, später der Spanier; sie konnten nur nördlich des Biobio-Flusses ihre Reiche aufbauen. Bis zum „Friedensvertrag“ von 1899, der die Mapuche in Reservate zurückzwang.

 

Heute lebt rund eine Million Mapuche in Chile. Unruhen gibt es immer noch ab und zu, meist Reibereien mit Großgrundbesitzern oder dem Staat um Ackerland, Wald und Wasser. Um die teils tausend Jahre alten Araukarienwälder vor der Verarbeitung zu Cellulose zu bewahren, besetzten Aktivisten zuletzt 2008 Farmen und zündeten die Lastwagen der Holzfäller an. Zwar gab es mittlerweile Landrückgaben, aber auch neue Konflikte und umstrittene Gerichtsurteile gegen militante Mapuche-Angehörige.

 

Aktuell gibt es Versuche, eine neue Mapuche-Kultur zu entwickeln: Maturbe (steht für: urbane Mapuche) wollen die alten Traditionen mit der neuen Zeit verbinden – in der Kunst, im Handwerk, in der Musik etc. In der Markthalle von Temuco haben wir die feinen Silberschmiedearbeiten ebenso bewundert wir die ausdrucksstarke Holzschnitzkunst. Die klangvollen Trommeln sind mit indigenen Mustern bemalt. Dem Horn einen Ton zu entlocken ist gar nicht so einfach.

 

Wir sind raus aus Patagonien

Wir überqueren den Rio Biobio, die nördliche Grenze des Mapuche-Landes, das weder Inkas /Quechua noch Spanier dauerhaft erobern konnten. Der Biobio-Fluss markiert zugleich die Nordgrenze Patagoniens. Als Abfluss des Galletue-See in den Anden strömt er weitgehend naturbelassen in Richtung Nordwesten. Südlich von Concepcion fließt er nach 380 Kilometern in den Pazifik. Ohne Umwege und über die Autobahn sind es nur noch 560 km bis Santiago de Chile; mit dem Auto wären das 5,5 Stunden.

 

Eine neue Reise